Unsere Online-Welt wird von Menschen mit grossem Willen beherrscht. Sie stossen Projekte an und setzen sie um. Zumindest scheint es so, denn man sieht nur die Projekte, bei denen sie genug Willen hatten, sie durchzuführen. Das erweckt den Eindruck, dass sie einen starken Willen haben. Dies ist jedoch ein Fehlschluss.
Andererseits gibt es die Philosophen, die behaupten, dass wir einen freien Willen haben. Sie behaupten, dass wir uns entscheiden können, dieses oder jenes zu tun. Diese Behauptung mag zwar richtig sein (darauf gehe ich hier nicht ein), ist aber praktisch nicht relevant. Das ist in Ordnung, denn sie sind Philosophen und beschäftigen sich mit grundlegenden Dingen. Aber die Botschaft, dass wir alles tun können, was theoretisch in unserer Macht steht, ist optimistisch oder vielleicht sogar falsch.
Der freie Wille, oder ich sage lieber einfach Wille, ist begrenzt. Der Einsatz des Willens benötigt Energie. Wir können uns nur noch auf das konzentrieren, was wir entscheiden wollen, und den Rest aus den Augen verlieren. Der Wille ist eindeutig eine Ressource, die es zu verwalten gilt. Wenn Sie dies erkennen, können Sie Ihr Leben auf einer tieferen Ebene verstehen. Anstatt an sich selbst zu appellieren, dass Sie sich morgen schon zusammenreissen werden, werden Sie erkennen, dass dies kein nachhaltiges Verhalten ist. Sie werden nach Möglichkeiten suchen, Ihrem Willen möglichst oft die Entscheidungskompetenz zu entziehen. Das erreichen Sie mit Gewohnheiten. Wenn Sie jeden Morgen fünf Liegestütze machen, brauchen Sie dafür nicht viel Willenskraft. Später wird es zur Gewohnheit und Sie können die fünf Liegestütze steigern. Sie setzen die Ressource des Willens weise ein.
Aber es geht nicht darum, den Willen abzuschaffen. Nein, man soll ihn stärken und trainieren. Aber das macht man nicht mit einer Dauerbelastung, sondern mit ausgewählten Herausforderungen im Leben. Kaltes Duschen zum Beispiel. Das ist eine Tätigkeit, die den Willen erfordert, aber sie ist auch schnell erledigt. So trainieren Sie Ihren Willen. Sobald das kalte Duschen zu leicht wird, brauchen Sie eine neue Herausforderung.
Schreiben Sie einen Kommentar