Dieses Konzept stammt definitiv nicht von mir, sondern aus dem modernen christlichen Denken. Allerdings habe ich diesen Gedanken erweitert.

Das ursprüngliche Konzept: Die Engelsleiter beschreibt das Modell, dass sich jeder Mensch auf einer Stufe in seiner Entwicklung befindet. Die Skala beginnt bei minus 5 oder so und geht bis 5. Bei 0 sind die Menschen, die den christlichen Gott als ihren Retter angenommen haben und ihm vertrauen. Das Modell will nicht nur Menschen ermutigen, sich zum Christentum zu bekehren. Sondern auch, sich von einer -5 auf eine -4 zu verbessern. Also von gottesfeindlich zu gottesabweisend.

Ich hoffe, ich verliere nicht alle, die keine Christen sind. Denn das Konzept wird unbewusst auch an anderen Stellen angewandt. Das gilt auch für den Umweltgedanken. Bei diesem jedoch ist vielleicht die 0 mehr: Ich bin bereit, persönlich Einschränkungen zum Wohle des Planeten vorzunehmen. Und auch hier ist der Fortschritt schon da, wenn jemand von «Umweltschutz ist nur politische Propaganda, um Steuern zu erhöhen» zu «Umweltschutz wäre wichtig, aber wir können es nicht tun.» übergeht.

Daher ist dieses Konzept viel allgemeiner, als es auf den ersten Blick scheint. Ich schlage vor, in Diskussionen oder Debatten nicht den eigenen Standpunkt zu vertreten, sondern die Grenzen der anderen zu erkunden. An den Grenzen des Wissens entstehen wunderbare Dinge. Auf diese Weise kann man dem anderen helfen, die eigene Sichtweise weiterzuentwickeln. Man lernt auch selbst dazu, weil man seine Sichtweise schon zu gut kennt, aber wenn man die Gedanken der anderen entdeckt, tun sich einem Welten auf. Im Idealfall macht Ihr Gegenüber das Gleiche mit Ihnen, und Sie kommen mit Ihrer eigenen Sichtweise weiter. Sie beide helfen dem anderen, die nächste Sprosse der Engelsleiter zu erklimmen. Diskutieren Sie also nicht über die Kernpunkte Ihrer Differenzen, sondern über die Grenzen dessen, was Sie wissen.

Ausserdem hilft diese Sichtweise auch, unnötige Streitereien zu vermeiden. Wenn ich nach den Ansichten des anderen frage, eine unreflektierte Klischeeantwort kommt, sodass ich mich entscheiden kann, es dabei zu belassen und zum Small Talk überzugehen oder auch tiefer nachzubohren.